Workshop am 19. Mai 2010 in Dresden
Beim Stichwort „Hochwasserschutz“ wird in der Planungspraxis häufig das Thema „Bau von Deichen, Mauern und Rückhaltebecken“ vermutet. Sobald solche Anlagen fertiggestellt sind, erzeugt dies ein trügerisches Bild von Sicherheit. Dass trotz umfangreicher technischer Schutzmaßnahmen eine Anpassung von Nutzungen an die Hochwassergefahr notwendig ist, war eine der zentralen Botschaften des Workshops in Dresden. An ihm nahmen neben Vertretern von Kommunen auch Experten aus Raumordnung, Wasserwirtschaft und Regionalmanagement teil. Von den insgesamt 56 Teilnehmern waren 21 Vertreter von Kommunen.
In der Veranstaltung, die der Präsident der Landesdirektion Dresden – Dr. Henry Hasenpflug – eröffnete, wurden Analysen und Befunde vorgestellt, die u. a. im Ergebnis von Gesprächen mit von Hochwasser betroffenen Kommunen in der Region Oberes Elbtal/Osterzgebirge und in den Landratsämtern Meißen und Sächsische Schweiz – Osterzgebirge gewonnen worden waren.
Es wurde u. a. festgestellt, dass die Folgen extremer Hochwasserereignisse, bei denen die Hochwasserschutzanlagen das Wasser nicht mehr zurückhalten, sowohl in der verbindlichen Bauleitplanung als auch bei der Entwicklung des Innenbereichs nach § 34 BauGB faktisch keine Berücksichtigung finden, sondern als Restrisiko hingenommen werden. Der Bau neuer Wohngebäude schreitet in Form von Lückenbebauungen selbst in Gebieten mit möglichen Überschwemmungstiefen von mehr als vier Metern weiter voran. Wichtige Vorsorgeaspekte, wie die Vermeidung der Ansiedlung von immer mehr Einwohnern in Gebieten, die bei Hochwasser evakuiert werden müssen, sind im Planungs- und Genehmigungsprozess nicht verankert.
Die vorgestellten Befunde wurden anschließend in zwei Arbeitsgruppen diskutiert. Viele Thesen wurden dabei durch die Kommunen bestätigt, teilweise aber auch gänzlich neue Aspekte hervorgebracht (Bild unten links). Es wurde deutlich, dass Kommunen, Wasserwirtschaft und Raumplanung enger zusammenarbeiten müssen, um dauerhafte und nicht nur vorübergehende Erfolge in der Hochwasservorsorge zu erzielen.
Ein ausführlicher Bericht über den Workshop wurde vom Büro INFRASTRUKTUR & UMWELT, Prof. Böhm und Partner aus Darmstadt erstellt und kann auf dieser Seite heruntergeladen werden.
Fotos: Regina Hille, Sächsisches Staatsministerium des Innern